Zürcher Finanzbrief Ausgabe 17/25
Der Zürcher Finanzbrief vom 20. August 2025
Die Federal Reserve soll komplett entmachtet werden. Ich hatte Ihnen bereits im März 2025 im Blick aus Zürich die mittel- bis langfristige Wirtschaftsstrategie der Trump-Administration skizziert. Die Strategie ist im Kern ein offensiver und radikaler Umbau des globalen Finanzsystems, um die USA maximal zu bevorteilen. Schritt 1 und 2 waren die Einführung von Strafzöllen und die Abwertung des US-Dollar, um Wettbewerbsvorteile für die eigene Wirtschaft zu erzielen. Ein weiterer Schritt, der im März noch absurd erschien und nach Verschwörungstheorie roch, beginnt sich nun zu etablieren.
Mit der Ernennung von Stephen Miran leitet die Trump-Administration den Umbau der Federal Reserve ein. Ich habe Ihnen die Belege und Hintergründe für diese Absichten online in der vergangenen Woche präsentiert und bitte darum, dort die Details nachzulesen. Das wichtigste Ziel bei diesem Vorstoss: Der US-Präsident soll in Zukunft Einfluss auf die Geld- und Zinspolitik nehmen dürfen.
Die Folgen einer solchen neuen Fed-Struktur wären gravierend. Denn die grösste Macht, die eine Notenbank hat, resultiert aus dem Vertrauen, das die Anleger in die Entscheidungen der Notenbanker haben. Natürlich kann eine Notenbank die Geld- und Zinspolitik aktiv steuern, aber der Kapitalmarkt muss sie auch annehmen. Die aktiven Elemente wurden seit der grossen Finanzkrise erheblich ausgeweitet. Mittels Quantitative Easing und Tightening hat man sich Steuerungsinstrumente geschaffen, die auch in die Renditenbildung der mittleren und langen Laufzeiten eingreifen können. Bereiche, die bis zur Finanzkrise traditionell dem Kapitalmarkt «gehörten». Denn der Zins der Notenbank und die Steuerung der Geldmenge treffen im Wesentlichen nur das kurze Ende der Zinsstrukturkurve. Die eigenmächtige Ausweitung ihrer Macht auf die gesamte Zinsstrukturkurve hat natürlich ihren Preis: Man erzeugt einen essenziellen Interessenkonflikt, denn es ist eine Form der Staatsfinanzierung durch die Hintertür.
Bekommt nun der US-Präsident einen erheblichen Einfluss auf die Notenbank, dann fallen alle Steuerungsinstrumente in die Hand der Politik. Es gibt dann keinen Interessenskonflikt mehr, denn die Notenbank ist dann de facto weisungsgebunden gegenüber dem Weissen Haus und im Zweifel auch noch gegenüber dem Kongress. Da die regierende Partei immer nur ein Ziel kennt - die eigene Wiederwahl - und dieses Ziel immer dann leichter erreicht wird, wenn man im Haushalt einen maximal grossen Spielraum hat, um Wahlgeschenke zu machen, dann wird schnell deutlich, in welche Richtung sich die Politik einer solchen neuen Notenbank bewegen würde. Da die Politik die Steuereinnahmen der Zukunft mit Kredit beleihen und diese Liquidität heute einsetzen kann, um vorteilhaft beim Wähler darzustehen und den politischen Gegner zu diskreditieren, ist es von höchster Bedeutung, den laufenden Schuldendienst so gering wie möglich zu halten.
Eine politische Fed würde initial sogar begrüsst werden. Insbesondere vom Aktienmarkt, der vom billigen Kapital profitieren würde. Die neue Struktur würde jedoch in der Krise geprüft und für untauglich befunden werden, denn eine politische Fed würde es vermeiden, die Zinsen so hoch wie nötig zu erhöhen. Diese Achillesferse würde langfristig zum Ende der Fed führen, wie wir sie heute kennen.
Die Themen der aktuellen Ausgabe:
- New York beginnt wieder zu hadern.
- Frankfurt: Warten auf Merz.
- Wien vor Top-Bildung.
- Zürich weiter im Niemandsland.
- Bonds: Der Höhepunkt der Euphorie ist erreicht.
- Die Risikobereitschaft am den Anleihe- und Kreditmärkten im Euro und US-Dollar ereichen Höchststände.
- Wie ist das für die Aktienmärkte einzuschätzen?
- Die Deutsche Pfandbriefbank ist ein ausgezeichnetes Beispiel für das risikofreudige Umfeld.
- Versicherungen mit viel Rückenwind.
- Das Umfeld in Europa ist ausgezeichnet, auch wenn es die eine oder andere Enttäuschung gibt.
- Hannover Rück enttäuscht beim Ausblick.
- Zurich Insurance hat den Break geschafft.
- Starke Zahlen auch von der Allianz.
- Käufe
- Coupang kämpft mit Gegenwind.
- HIAG kommt auf die Watchlist.
- Pinterest wächst in Nordamerika nicht schnell genug.
- Walt Disney stagniert operativ.
- Am Rande: Augen auf bei Adobe!
- Verkäufe
- AMD überzeugt nicht.
- Thyssenkrupp hat voll danebengegriffen.
- Roblox: Gewinnmitnahmen.
- Stop-Loss-Limits: Update
- Konservatives Musterdepot: Update
- Spekulatives Musterdepot: Update
Für diesen Inhalt benötigen Sie ein Abonnement
