Zürcher Finanzbrief Ausgabe 23/25
Der Zürcher Finanzbrief vom 12. November 2025
Eine Regierung ohne eine Wirtschaft ist nichts. Für die Wirtschaft gilt das Gegenteil nicht, wie der Shutdown in den USA eindrücklich gezeigt hat. Nachdem viele Behörden in den USA mehr als 1 1/2 Monate schliessen mussten oder nur noch einen Notbetrieb aufrechterhalten hatten, drehte sich die Welt ohne sie weiter und die privaten Unternehmen arbeiten fleissig wie immer. Was die Frage aufwirft, warum wir uns so viel Staat leisten, der uns nur beschränkt und zurückhält.
Elon Musk hat es vorgemacht. Nach der Übernahme von Twitter entliess Musk insgesamt rund 80 % der Mitarbeiter. Von mehr als 7.000 Mitarbeitern blieben am Ende noch rund 1.500 Mitarbeiter übrig. Die Unkenrufe waren seinerzeit ohrenbetäubend. Hohn und Spott allen Ortens. Die Prognose war eindeutig: Musk wird scheitern, wenn keiner mehr da ist, um zu arbeiten. Von ihren Prognosen wollen die Kritiker heute natürlich nichts mehr hören, aber Twitter aka X funktionierte auch mit 20 % der Mitarbeiter ausgezeichnet weiter. Es kam also nur darauf an, die richtigen 80 % gehen zu lassen.
Und auch dem öffentlichen Sektor schadet die Rosskur nicht. Offiziell sind die Mitarbeiter nicht beurlaubt. Sie erhalten seit Anfang Oktober kein Geld, aber es wird dennoch von ihnen erwartet, dass sie zur Arbeit kommen. Viele, wenn nicht die meisten, kommen natürlich nicht. Wie bei jedem anderen auch, müssen Rechnungen bezahlt werden, weswegen der Markt für Nebenjobs derzeit boomt. Für die Betroffenen ein hartes Los, aber für die Gesamtwirtschaft kein Problem. Denn:
Die meisten staatlichen und staatsnahen Arbeitsplätze sind nicht notwendig. Es gibt selbstverständlich viele Ausnahmen wie Polizei und Feuerwehr. Aber die Wirtschaft nimmt schlicht und einfach keinen Schaden, wenn der Arbeitsplatz eines Kulturbeauftragten, eines Steuerfahnders oder Staatssekretärs wegfällt. Ich bin mir sogar sicher, dass die Öffentlichkeit von sich selbst aus keine Notiz davon nehmen würde, wenn die Hälfte der Behörden geschlossen würden. Wenn SAP oder Volkswagen hingegen ihre Hauptsitze schliessen würden, wäre das ein herber Verlust.
Dennoch herrscht in der allgemeinen Wahrnehmung der gegenteilige Eindruck vor. Die Politik in Deutschland quittiert die zahlreichen Insolvenzen und Verlagerungen von Unternehmensstandorten ins Ausland regelmässig mit einem Achselzucken. Da wo Panik herrschen sollte und eine deutlich wahrnehmbare Veränderung der Politik, dominiert ein munteres Weiterso. Man redet den Verlust wertvoller Unternehmen klein, ignoriert die Ursachen und suggeriert, dass die, die kaputt gegangen sind, selbst schuld seien an ihrer Misere, und dass die, die wegziehen, hier gar nicht gebraucht werden. Ein schwerer Fall von toxischer Politik.
Jedes Volk bekommt die Regierung, die es verdient. Das gilt für die Amerikaner, genauso wie für die Deutschen und die Schweizer. In der Schweiz braucht es übrigens keinen Shutdown. Die Staatsquote liegt hier bei fast nur der Hälfte dessen, was in Deutschland üblich ist. Die Behörden arbeiten dennoch ausgezeichnet und die Standards, die der Staat beeinflussen kann, liegen weit über denen im Nachbarland. Wie kommt das? Die Einflussnahme der Bürger auf lokale, kantonale und bundesweite Entscheidungen ist viel höher. Das führt zu besseren Ergebnissen.
Die Themen der aktuellen Ausgabe:
- New York kippelt.
- Der Aufwärtstrend an der Wall Street ist intakt, aber Souveränität sieht anders aus.
- Frankfurt ist angeschlagen. MDAX, SDAX und TecDAX unter der 200 Tage-Linie.
- AI: China ist jetzt Kosten- und Innovationsführer.
- Peking hat die positive Korrelation zwischen günstigem Stromangebot und Wohlstandswachstum verstanden.
- Bei Baidu gehen wir in die Übergewichtung.
- Der Handel in Nvidia ist hypernervös.
- Gewinner und Verlierer in der Tourismusbranche.
- Expedia beeindruckt!
- Airbnb bietet nur ein zufriedenstellendes Bild.
- TUI im Keller. Kommt der Rebound?
- Lufthansa unter Kostendruck.
- Neue und alte Opportunitäten bei Lebensmittelaktien.
- Barry Callebaut hat die Short-Seller in die Flucht geschlagen.
- Wiedereinstieg bei Coca-Cola.
- Immobilienaktien: Skepsis hält die Aktien zurück.
- Für Vonovia reicht es noch nicht.
- Mein Respekt gilt Aroundtown.
- Positive Überraschung bei CA Immo Ende November?
- Hoch her geht es bei der Deutschen Pfandbriefbank.
- Käufe
- Geberit macht sich.
- Stop-Loss-Limits: Update
- Konservatives Musterdepot: Update
- Spekulatives Musterdepot: Update
Für diesen Inhalt benötigen Sie ein Abonnement
Testen Sie uns ohne Risiko - das kostenlose Probeabo endet nach 4 Wochen und bedarf keiner Kündigung. Es gibt keinerlei kostenpflichtige Folgeabos. Testen Sie unsere Börsenbriefe und entscheiden Sie selbst, ob sich unsere Abomodelle für Sie rentieren.
