Zürcher Finanzbrief Ausgabe 10/25

Der Zürcher Finanzbrief vom 14. Mai 2025

Zürcher Börsenbriefe - Zürcher Finanzbrief Ausgabe 10/25

 

«Peak Tariffs»? Haben wir bereits den Höhepunkt der Eskalation im Zollkrieg gesehen? Es ist unübersehbar, wie dringend die Trump-Administration einen Erfolg in dem selbst angezettelten Disput mit dem Rest der Welt vorweisen können möchte. Die sinkenden Zustimmungsraten setzen Präsident Trump unter Druck, die Phase der Drohungen und Eskalationen nicht zu weit zu treiben. 

Das Erfolgsrezept von Trump ist so einfach wie effektiv. «Shock and Awe» ist sein bevorzugtes Mittel, um den Verhandlungsgegner an den Tisch zu bekommen und dort zu Eingeständnissen zu drängen. Die Drohungen werden so stark überzeichnet, dass die Gegenpartei am Ende froh ist, wenn sie Trump auf die Hälfte der Drohungen herunterhandeln kann, was von Anfang an das eigentliche Ziel war. Zusätzliche Zölle von 145 % für chinesische Waren sind kein haltbares Ziel, sondern dient lediglich dazu, dass die Gegenseite daheim das Gesicht wahren kann, indem die zusätzlichen Zölle auf 30 % reduziert wurden. 

Für die Börse hat das Ganze eher Unterhaltungscharakter. Man weiss genau, dass Präsident Trump Chaos sät, um dann die eigentlichen Ziele umzusetzen, während die Gegenpartei abgelenkt ist. Und das scheint auch im Fall des Zollkrieges ausgezeichnet zu funktionieren. Es gibt keinen grösseren Endgegner als China in diesem selbst gewählten Disput. Die EU ist zwar wichtig, steht aber in noch grösserer Abhängigkeit von den USA als die Chinesen. Insbesondere die Unfähigkeit des alten Kontinents, sich selbst verteidigen zu können, bricht den Widerstand in Brüssel schon im Ansatz. Dass die Chinesen auf die Gespräche in Genf eingegangen sind und dann noch weitreichende Kompromisse signalisiert haben, zeigt, dass Peking verstanden hat, wie man Trump spielt. 

Bis zum eigentlichen Verhandlungsende wird noch viel Wasser den Rhein herunterfliessen. Die Chinesen werden mit hoher Wahrscheinlichkeit den Amerikaner so viel geben, dass diese weiter verhandeln wollen. Man wird jedoch auf Zeit spielen, um am Ende die Ungeduld von Präsident Trump zu nutzen, um so viele Ziele Pekings durchzusetzen, wie irgend möglich. 

Die Wall Street interessiert das Ganze ab jetzt nur noch am Rande. In dem Moment, wo das grösste Risiko aus den Verhandlungen herausgenommen wurde, beginnt sich der Fokus wieder auf die klassischen Katalysatoren zu richten: Wirtschaftswachstum, Inflation und der Marktzins. 

Natürlich gibt es Kollateralschäden. Das Wachstum im 2. Quartal leidet unter dem Konflikt, die Inflationsrate wird kurzfristig erhöht sein und einige exponierte Unternehmen werden Einbrüche aufgrund des Zollkrieges verzeichnen. Aber das ist nicht mehr der Krieg, sondern sind Scharmützel. Sie fokussieren sich bitte auf die attraktivsten Unternehmen am Markt und kaufen selektiv weiter, denn der Rebound ist noch nicht zu Ende. Die Schlagzeilen rund um die Zölle ignorieren wir und beginnen stattdessen zu taxieren, wie sich das Wirtschaftswachstum in China, der EU und den USA im 2. Halbjahr entwickeln wird. 

 

Die Themen der aktuellen Ausgabe:

  • New York schafft den Break.
  • Frankfurt wartet auf die Bestätigung.
  • Wien outperformt Zürich erneut.
  • Devisen: Der US-Dollar dreht wieder.
  • Suchmaschinen: Verliert Google sein Monopol an AI?
  • Halbleiter-Aktien feiern Comeback.
  • TSMC wächst um 48 % im April.
  • Die Konkurrenz in China schläft nicht. Huawei auf dem Vormarsch.
  • Ist ASML schon wieder ein Kauf?
  • LiDAR Aktien gehen steil.
  • Ouster hat die Erwartungen geschlagen. 
  • Entertainment: Short-Squeeze bei Disney.
  • Käufe: Microsoft, Pinterest, Shell, BP, Tesla 
  • CATL setzen wir auf die Watchlist.
  • Stop-Loss-Limits: Update
  • Konservatives Musterdepot: Update
  • Spekulatives Musterdepot: Update