Zürcher Finanzbrief Ausgabe 19/24
Der Zürcher Finanzbrief vom 11. September 2024
Kurzfristig überverkauft und langfristig überkauft. Die Börse geht sehr taktisch positioniert in die Berichtssaison im Oktober. Die Erwartungen an die Umsatz- und Gewinntrends am Aktienmarkt kühlen sich seit Anfang August immer weiter ab und erreichen kurzfristig betrachtet schon Mitte September eine zu pessimistische Haltung.
Das Verhalten der Anleger am Aktienmarkt hat sich um 180 Grad gedreht. Während man im Vorfeld der Quartalszahlen im April und Juli die Aktien für eine positive Überraschung positionierte, was dann zu einigen harschen Kursabstürzen führte, da Anspruch und Realität zu weit auseinanderklafften, wird es sich bei der kommenden Berichtssaison genau umgekehrt verhalten. Die Aktien werden im Trend im Vorfeld für eine Enttäuschung positioniert werden, woraus sich dann eine steigende Wahrscheinlichkeit ergibt, dass wir vermehrt positive Überraschungen und Kurssprünge sehen werden.
Entscheidend für Ihre Dispositionen ist, dass der Wind gedreht hat. Der Rückenwind, den wir seit Herbst 2023 genossen hatten, hat im August in einen scharfen Gegenwind gedreht, was sich nun sowohl auf die Gestaltung Ihres Portfolios auswirkt als auch darauf, welche Assets in Zukunft einen positiven Trend haben werden, den wir kaufen wollen.
Die Entscheidungen der EZB und Fed sind wichtig, ändern aber nichts mehr am Trend. Die EZB wird in dieser Woche am Donnerstag, den 12. September, entscheiden, und wir können nichts anderes als eine zweite Zinssenkung um 25 Basispunkte erwarten. Der Einlagensatz soll auf 3,50 % und der Euro-Leitzins auf 4,00 % p. a. gesenkt werden. Den Juli-Termin hatte man ausgelassen, nachdem man sich mit der ersten Zinssenkung im Juni die Reputation ramponiert hatte, da die eigene Datenlage strikt gegen eine Zinssenkung sprach. Die Fed ist eine Woche später, am Mittwoch, den 18. September, dran und wird mit hoher Sicherheit die Zinswende im US-Dollar mit einer Senkung um 25 Basispunkte einleiten. Zudem herrscht die Erwartung, dass man die Tür für ein bis zwei Zinssenkungen am Jahresende nach der US-Präsidentschaftswahl öffnet. Würde die Fed um 50 Basispunkte im September senken, würde die Wall Street dies als Signal deuten, dass sich die Konjunktur deutlich schnell abkühlt als bisher eingepreist.
Der US-Anleihemarkt ist bereits für ein Best-Case-Szenario gepreist. Der Rendite der 10-jährigen T-Notes ist von 5 % p. a. im vergangenen Herbst auf nun rund 3,80 % p. a. gefallen, womit bereits fünf Zinssenkungen in den Kursen drin sind. Das lässt kurzfristig wenig Raum für weitere Kurssteigerungen. Mittel- bis langfristig ist der Trend für die Staatsanleihen allerdings ausgesprochen positiv, denn die Nachfrage wird sprunghaft zunehmen. Während diese in der Vergangenheit in erster Linie von den Geldmarktfonds und den T-Bills gedeckt wurde, wird sie sich schrittweise immer weiter auf das lange Ende der Zinsstrukturkurve verlagern, da hier die höchsten Renditen locken werden. Wir werden daher in der Zukunft der Strategie treu bleiben und Rücksetzer am Anleihenmarkt konsequent nutzen, um Staatsanleihen mit der höchsten Bonität aufzusammeln.
Die Themen der aktuellen Ausgabe:
- Staatsanleihen: Die Rallye am kurzen Ende erreicht ihren Höhepunkt.
- Sind Unternehmensanleihen jetzt eine Alternative?
- US-Wahlen: Wie gefährlich ist Kamala Harris für die Börse?
- Am Aktienmarkt in New York zählt nur der Nasdaq 100 Index.
- In Frankfurt liegt das Gewicht auf dem DAX.
- Zürich mit neuem 52-Wochenhoch.
- Wien wird weiter untergewichtet.
- Immobilien-Aktien als defensives Investment gefragt.
- Simon Property weiter im Aufwind.
- Vonovia ist der Fels in der Brandung.
- CA Immos Bewertung bekam einen Realitätscheck.
- Geberit beginnt operativ zu drehen.
- NextEra Energy läuft in einen wichtigen charttechnischen Widerstand.
- Verkäufe: Mitsubishi UFJ Financial
- Am Rande: Aeva auf der IAA Transportation.
- Stop-Loss-Limits: Update
- Konservatives Musterdepot: Update
- Spekulatives Musterdepot: Update
Für diesen Inhalt benötigen Sie ein Abonnement