Zürcher Trend Ausgabe 37/25
Der Zürcher Trend vom 17. September 2025
Bewertung ist kein Timingfaktor.
Wer schon länger an der Börse unterwegs ist, erlebt häufiger als dass es Zufall sein könnte, dass sich billige Valoren nicht vom Fleck bewegen, vielleicht sogar noch billiger werden, überteuerte Wertschriften hingegen im Kurs steigen. Trotzdem bleiben «Value»-Investoren aus Grundüberzeugung gerne auf Schnäppchenjagd. Analoges gilt für die «Growth»-Fraktion bei ihrem Schwur auf Kennzahlen wie Price-/Earnings-Growth oder Relative Stärke. Selektive Wahrnehmung ist da nicht wegzudiskutieren. Um der kognitiven Dissonanz ein paar Fakten entgegenzusetzen, wollen wir heute Statistiken und Korrelationsrechnungen bemühen. Aufhänger:
In der letzten Woche hat sich der Zürcher Trend die Fehleinschätzung des Jahrzehnts geleistet.
Gut, wir sind auch nur Menschen. Börsen sind dynamische Prozesse. Was heute gilt, kann morgen falsch sein. Fehler kommen vor. Aber war es ein Fehler? Wir hatten uns für Oracle skeptisch geäussert. Uns war die Bewertung zu hoch. Oracle war in der letzten Woche so teuer wie historisch nie zuvor. Wir hatten gezeigt, dass das Papier in vergleichbaren Phasen hernach überdurchschnittlich einbrach. Gleichwohl hatten wir die unternehmerische Seite als «noch nicht auserzählt» charakterisiert und auf die lange Sicht auch wieder neue Hochs prognostiziert. Was passierte? Oracle legte seinen Quartalsbericht vor. Umsatz und Ergebnis verfehlten die Prognosen des Konsenses. Die Aktie brach, wie man es für solche Fälle sonst kennt, aber nicht ein. Im Gegenteil, Oracle kletterte wegen eines Grossauftrags von OpenAI (bei dem Oracle in Vorleistung gehen muss und die Verschuldung drastisch steigt) noch mal um 40 % !! Sollte als Lehre daraus also in überteuerte Aktien mit der Erwartung eines Verfehlens der Konsensschätzung investiert werden statt sie zu shorten? Oder ist Oracle ein «schwarzer Schwan»?
Marktanalyse
- China Börse profitiert von steigender Liquidität.
- Bewertungen wirken als Faktor eher langfristig.
- China-Tech leidet unter Kinderkrankheiten.
Aktien im Fokus
- Alibaba bringt Konkurrenzchip zu Nvidia-Produkt.
- Baidu.com verteidigt Marktführung.
- Nestlé schwerfällig.
- Innnoscripta sollte jetzt neue Märkte in Angriff nehmen.
- Weibo sammelt fleissig Werbeumsätze.
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